Angela Homfeldt und Michael Curse Kurth sind Achtsamkeitstrainer. Ihr Ziel: die Superkraft Achtsamkeit für alle erlebbar machen.
Achtsamkeit ist ein Gehirntraining
Wer achtsam lebt, bleibt auch in Stresssituationen gelassen. Voraussetzung: Trainieren Sie regelmäßig.
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„Stellen Sie sich vor, Sie wollen gerade einparken. Da kommt ein anderes Fahrzeug und nimmt Ihnen den Parkplatz weg.“ Mit diesem Beispiel erklärt Angela Homfeldt, Achtsamkeitstrainerin aus Essen, was es mit Achtsamkeit auf sich hat. Wer spät dran ist und einen wichtigen Termin hat, wird vielleicht aggressiv reagieren, hupen, schimpfen – erst recht, wenn der Verkehr ohnehin schon zäh war.
Wer achtsam ist, schafft es auch dann, gelassen zu bleiben. Wie das geht? „Achtsam sein heißt, im Hier und Jetzt sein“, sagt Angela Homfeldt. „Ich nehme wahr, wo ich gerade mit meinen Gefühlen bin: Bin ich gestresst? Bin ich genervt?“ Das ermöglicht es, die Situation zu betrachten, ohne sie gleich emotional zu bewerten. „Statt mich in den Ärger hineinzusteigern, kann ich mich bewusst entscheiden: Ist ein Parkplatz es wert, dass ich schlechte Laune kriege und mir den Tag versauen lasse?“

"Achtsam sein heißt, im Hier und Jetzt sein."
Angela Homfeldt
„Beim Achtsamkeitstraining geht nur darum, zu betrachten, was der eigene Geist macht und wie er funktioniert“, erklärt der Rapper und Achtsamkeitscoach Michael Kurth alias Curse. „Deswegen benutze ich lieber das Wort Aufmerksamkeitstraining. Denn jeder kann lernen, seine Aufmerksamkeit zu verbessern, zu schärfen und besser einzusetzen.“
Achtsamkeitsübungen für den Alltag
Um Achtsamkeit zu lernen, braucht es nicht viel. Am leichtesten geht es mit einfachen Alltagsübungen: Putzen Sie sich zum Beispiel die Zähne mit der linken Hand, wenn Sie eigentlich Rechtshänder sind. Oder duschen Sie kalt, wenn Sie eigentlich Warmduscher sind. Der Effekt: Sie konzentrieren sich automatisch auf das, was Sie gerade tun und sind nicht mit den Gedanken schon ganz woanders.
„Ein wunderbares Hilfsmittel, um achtsam zu sein, ist unsere Atmung“, weiß Angela Homfeldt. „Egal, ob ich an der Supermarktkasse warte oder in der U-Bahn sitze: Wenn ich mich darauf konzentriere, wo ich meinen Atem wahrnehme – ob in der Nase, im Hals, im Brustkorb oder im Bauch – dann werde ich gleich ruhiger und bin im Hier und Jetzt.“ Positiver Nebeneffekt: Wer Achtsamkeit übt, ärgert sich nicht gleichzeitig darüber, dass er in der Schlange warten muss oder dass die Bahn mal wieder viel zu voll ist. „Es ist wichtig zu wissen, dass es jederzeit möglich ist, sich selbst einen Moment rauszunehmen, durchzuatmen und sich auf die wichtigen Dinge zu fokussieren“, ergänzt Curse.

"Es ist jederzeit möglich, sich selbst einen Moment rauszunehmen."
Michael Curse Kurth
Achtsamkeitsmeditation trainieren
Achtsamkeitsübungen sind allerdings nur ein Schritt zum achtsamen Leben – ein weiterer ist das Meditieren. „Viele stempeln Meditation als Esoterik-Kram ab. Dabei muss sie gar nicht mit Räucherstäbchen und OM daherkommen“, sagt Angela Homfeldt. Für den Einstieg hilft es, sich Meditationsübungen über Kopfhörer anzuhören. „Viele Menschen meditieren zum Beispiel morgens in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit“, weiß die Achtsamkeitsexpertin. Fünf Minuten am Anfang reichen absolut aus. Keine Zeit oder kein Platz sind also keine Ausreden. „Selbst wer nur eine kleine Wohnung hat, kann sich abends vor seinem Bett auf den Boden setzen und meditieren – oder morgens, bevor die Familie aufwacht.“
Wichtig ist, seine Achtsamkeit regelmäßig zu trainieren. „Je mehr ich die Methoden der Achtsamkeit übe, desto schneller kann ich mich aus Stresssituationen herausholen“, sagt Coach Michael Kurth. Dann können Sie diese Superkraft gezielt einsetzen und gelassener reagieren: in Stressmomenten zum Beispiel oder wenn Ihnen jemand den Parkplatz vor der Nase wegschnappt.
Meditation für Einsteiger: So klappt es
5 Tipps im Video mit Angela Homfeldt
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Eine Achtsamkeitsübung für den Anfang
Nehmen Sie eine Rosine in die Hand. Schauen Sie sich die Trockenfrucht genau an. Befühlen Sie sie. Streichen Sie sanft über die Furchen. Was passiert, wenn Sie mit den Fingern leicht drücken? Gibt sie nach? Legen Sie sich die Rosine in den Mund und halten kurz inne. Dann das große Finale: Zubeißen! Genießen Sie den Geschmack, den diese kleine Frucht freilässt.
Eine Rosine, mit Achtsamkeit erforscht. Viele Achtsamkeitskurse beginnen mit dieser Wahrnehmungsübung. So ein Training ist der ideale Einstieg, aber es gibt auch Alternativen. Podcasts oder Videos, die zu einer Körperreise einladen, von der Kopfhaut bis zu den Zehen. Viele Meditationstechniken sind im Kern eine Konzentration auf die Achtsamkeit. Sie versetzen sich damit in den Moment. Sie spüren, was ist. Jetzt gerade. Ohne zu bewerten.
Achtsamkeitsübung für Anfänger: Der BodyScan
Eine geführte Körperreise als Podcast mit Angela Homfeldt
Stress lass nach - Runterkommen in 8 Minuten
Die Podcast Reihe von Michael Curse Kurth
Atmung als Hilfsmittel
Unsere Atmung ist immer verfügbar und wir können uns jederzeit auf sie fokussieren.
Der Körper profitiert
Wer nur zwei Mal in der Woche jeweils 20 Minuten Achtsamkeit übt, nimmt seine Umgebung und den eigenen Körper intensiver wahr – und das wiederum hat erstaunliche Effekte auf die Gesundheit.
Achtsamkeit im Alltag
Achtsamkeit können wir in sämtliche Bereiche unseres Lebens integrieren. Sie hilft uns, wieder neue Energie zu tanken in Situationen, die uns schon fast aussichtslos erscheinen.